
Was ist VAMoS NICHT?
Wenn man sich über Studienfächer informiert, die für einen in Frage kommen könnten, bringt man unweigerlich auch eigene Vorstellungen dessen mit, womit sich ein Fach möglicherweise beschäftigt. Nicht immer entsprechen diese Vorstellungen der Realität.
Um zu vermeiden, dass Sie ein VAMoS-Studium mit Erwartungen beginnen, die letztlich nicht erfüllt werden, finden Sie hier einige Mythen rund um das Fach und Aspekte, die das VAMoS nicht beinhaltet.
Mythos 1: Sie lernen Fremdsprachen
Wenn Ihr Ziel ist, sich durch Ihr Studienfach möglichst viele Sprachkenntnisse anzueignen, ist VAMoS leider nicht das richtige Fach für Sie.
Natürlich kommen im Verlauf des Studiums zahlreiche Sprachen in den Lehrveranstaltungen vor. So werden Sie beispielsweise lernen, dass
- in manchen Sprachen Kasus gibt, die grammatische Bedeutungen ausdrücken, für die wir im Deutschen Präpositionen benötigen. Finnisch ist ein Beispiel hierfür: Hier kennt man insgesamt 15 Fälle.
- Zahlensysteme in verschiedenen Sprachen mitunter ganz unterschiedlich funktionieren können. Das Volk der Pirahã, das in Südamerika lebt, kennt Wörter für „viele“ und „wenige“ – aber keine Zahlen.
- in semitischen Sprachen die grammatische Bedeutung eines Wortes nicht nur durch das Hinzufügen von Affixen, also Vorsilben oder Nachsilben, verändert wird, sondern durch die Veränderung der Vokale in der Wurzel. Im Maltesischen ist das zum Beispiel der Fall.
Trotzdem werden Sie nach Ihrem Studium kein Stück besser Finnisch, Pirahã oder Maltesisch sprechen als vorher. Vielmehr lernen Sie sprachliche Strukturen kennen und inwiefern sie sich zwischen verschiedenen Sprachen unterscheiden – oder auf den zweiten Blick vielleicht auch nicht.
Dennoch sollten Sie beachten, dass der Großteil der Literatur im Fach VAMoS auf Englisch geschrieben ist. Ihre Englischkenntnisse werden sich also möglicherweise tatsächlich verbessern. Und sollten Sie tatsächlich Lust auf eine neue Sprache haben, bietet unter anderem das Zentrum für Fremdsprachenausbildung jedes Semester zahlreiche Kurse an.
Mythos 2: Sie lernen Rhetorik
Auch diese Annahme stimmt nicht mit der Realität überein. In Verarbeitung, Analyse und Modellierung natürlicher Sprache werden Ihnen keine speziellen rhetorischen Fähigkeiten vermittelt – auch nicht im Teilbereich Psycholinguistik.
In diesem Gebiet setzen Sie mit den Fragen auseinander, wie Sprache verarbeitet wird und wie das sprachliche System funktioniert. Rhetorik im Sinne der Gestaltung von Rede, unter Umständen mit dem Ziel der Beeinflussung von Personen, gehört nicht dazu. Vor diesem Hintergrund ist die Wissenschaft der Psycholinguistik zudem deutlich abzugrenzen von Übungen wie dem „Neurolinguistischen Programmieren“ o. ä.
Mythos 3: Sie legen fest, wie Grammatik funktioniert
In der Schule haben Sie eine Menge grammatischer Regeln gelernt, sowohl im Deutschunterricht als auch in den verschiedenen Fremdsprachen. Gut vorbereitet starten Sie nun Ihr VAMoS-Studium und sind überrascht: Einen Satz wie „Das ist grammatisch falsch“ werden Sie kaum jemals hören.
Mit VAMoS studieren Sie eine deskriptive Disziplin, keine präskriptive. In diesem Fach wird Sprache in ihren verschiedenen Facetten empirisch untersucht, beobachtet, in Theorien und Modellen beschrieben, aber nicht vorgeschrieben.
Formulierungen sind nicht falsch, sie sind allenfalls ungrammatisch, häufig aber auch lediglich „markiert“ – entsprechen also nicht optimal den grammatischen Regeln, die Sie gelernt haben, sind aber durchaus gut zu verstehen. Auf einen großen Teil unserer täglichen Äußerungen trifft genau das zu.